Alles was Sie über gewerbliche Photovoltaik wissen müssen
Von der Planung bis zum laufenden Betrieb – wir beantworten Ihre wichtigsten Fragen
Ob technische Details zur Dimensionierung, Fragen zur Wirtschaftlichkeit oder rechtliche Aspekte – hier finden Sie fundierte Antworten auf die häufigsten Fragen rund um gewerbliche Photovoltaikanlagen.
- Amortisation
- 5-9 Jahre
- typische Amortisationszeit
- Lebensdauer
- 30+ Jahre
- erwartete Betriebszeit
- Wartung
- < 1%
- jährliche Betriebskosten
Technische Fragen zur Planung und Dimensionierung
Von der richtigen Anlagengröße bis zur Modulauswahl – hier finden Sie technisches Grundwissen für Ihre Planung.
Wirtschaftlichkeit, Förderung und Finanzierung
Amortisation, Fördergelder und steuerliche Vorteile – hier erfahren Sie alles zur Wirtschaftlichkeit Ihrer Solaranlage.
Wie schnell amortisiert sich eine gewerbliche Solaranlage?
Typische Amortisationszeiten:
- Ohne Förderung: 8-12 Jahre
- Mit Förderung: 6-9 Jahre
- Optimale Eigenverbrauchsquote (>70%): 5-7 Jahre
Einflussfaktoren auf die Amortisation:
1. Eigenverbrauchsquote (wichtigster Faktor):
- 30% Eigenverbrauch: ~12 Jahre Amortisation
- 50% Eigenverbrauch: ~9 Jahre
- 70% Eigenverbrauch: ~6-7 Jahre
- Je höher der Eigenverbrauch, desto schneller die Amortisation
2. Strompreis:
- Bei 25 ct/kWh Strompreis: ~8 Jahre
- Bei 30 ct/kWh Strompreis: ~7 Jahre
- Bei 35 ct/kWh Strompreis: ~6 Jahre
- Höherer Strompreis = schnellere Amortisation
3. Anlagengröße:
- Kleine Anlage (10-30 kWp): ~10-12 Jahre
- Mittlere Anlage (50-150 kWp): ~8-10 Jahre
- Große Anlage (>200 kWp): ~6-8 Jahre
- Skaleneffekte bei größeren Anlagen
Return on Investment (ROI):
- Jährlicher ROI: 8-15% (ohne Förderung)
- Gesamtertrag über 30 Jahre: 300-500% der Investition
- Nach Amortisation: Quasi kostenloser Strom für 15-20+ Jahre
Rechenbeispiel 100 kWp Anlage:
- Investition: 110.000 € (netto)
- Jährlicher Ertrag: 95.000 kWh
- Eigenverbrauch: 60% = 57.000 kWh
- Einsparung Strombezug: 57.000 kWh × 0,28 €/kWh = 15.960 €
- Einspeisevergütung: 38.000 kWh × 0,082 €/kWh = 3.116 €
- Gesamtertrag/Jahr: 19.076 €
- Amortisation: 110.000 € / 19.076 € = 5,8 Jahre
Wichtig: Diese Rechnung berücksichtigt keine Förderung, Steuererleichterungen oder Strompreissteigerungen – real ist die Amortisation oft noch kürzer!
Welche Förderprogramme gibt es für gewerbliche PV-Anlagen?
1. KfW-Programme (Kreditanstalt für Wiederaufbau)
KfW 270 – Erneuerbare Energien (Standard)
- Was: Zinsgünstiger Kredit für PV-Anlagen
- Höhe: Bis zu 100% der Investitionskosten
- Zinssatz: ab 1,0% effektiv p.a. (Stand 2024)
- Laufzeit: Bis zu 20 Jahre
- Tilgungsfreie Anlaufjahre: 1-3 Jahre möglich
- Für: Alle gewerblichen PV-Anlagen (inkl. Speicher)
- Antrag: Über Hausbank vor Projektbeginn
KfW 295 – Bundesförderung für Energieeffizienz in der Wirtschaft
- Was: Zuschuss für Energieeffizienz-Maßnahmen inkl. PV
- Höhe: Bis zu 65% Förderung möglich
- Voraussetzung: PV-Anlage ist Teil eines Effizienzkonzepts
- Für: Unternehmen, die Energie einsparen
2. BAFA-Förderung (Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle)
Bundesförderung für Energie- und Ressourceneffizienz
- Modul 1 – Querschnittstechnologien: Bis 40% Zuschuss
- Modul 4 – Energie-/Umweltmanagementsysteme: Bis 80% Zuschuss (für Beratung)
- Wichtig: PV muss in Gesamtkonzept integriert sein
3. Länderspezifische Förderprogramme
Beispiele (variieren nach Bundesland):
- Bayern: Bis zu 300 €/kWp Zuschuss (PV-Speicher-Programm)
- Baden-Württemberg: Bis 30% Förderung für Speicher
- NRW: progres.nrw – Markteinführung, bis 100 €/kWh Speicher
- Berlin: SolarPlus – bis 300 €/kWp für PV + Speicher
- Hamburg: Hamburger Klimaplan – bis 100 €/kWp
Wichtig: Programme ändern sich häufig – aktuelle Infos bei Ihrer Landesbank oder Energieagentur.
4. Steuerliche Förderung
Investitionsabzugsbetrag (IAB)
- Bis zu 50% der Investition bereits im Jahr vor Anschaffung abziehen
- Gewinnminderung und Liquiditätsvorteil
Sonderabschreibung
- 20% im ersten Jahr zusätzlich zur normalen AfA
- Für bewegliche Wirtschaftsgüter (PV-Anlagen zählen dazu)
Degressive AfA
- Alternativ zur linearen Abschreibung
- Höhere Abschreibung in den ersten Jahren
5. Europäische Fördermittel
- EU-LIFE-Programm
- Horizon Europe (für innovative Projekte)
Antragstipps:
- Vor Projektbeginn: Förderung muss vor Beauftragung beantragt sein
- Kombination möglich: KfW-Kredit + BAFA-Zuschuss
- Professionelle Hilfe: Energieberater kennen alle Programme
- Fristen beachten: Manche Programme haben begrenzte Budgets
Welche Finanzierungsmodelle gibt es: Kauf, Leasing oder PPA?
1. Direktkauf (Standard)
Prinzip: Einmalzahlung oder Eigenkapitalfinanzierung
Vorteile:
- Anlage gehört Ihnen (Bilanzaktivum)
- Keine laufenden Raten oder Leasinggebühren
- Höchste Gesamtrendite über Lebensdauer
- Steuerliche Abschreibung möglich
- Maximale Flexibilität
Nachteile:
- Hohe Anfangsinvestition (1.000-1.500 €/kWp netto)
- Kapitalbindung
- Sie tragen alle Risiken (Ausfall, Reparatur)
Für wen:
- Unternehmen mit ausreichend Eigenkapital
- Langfristige Investitionsstrategie
- Maximale Rendite gewünscht
2. Kreditfinanzierung (KfW 270)
Prinzip: Bank finanziert Anlage, Sie zahlen in Raten zurück
Vorteile:
- Anlage gehört Ihnen
- Zinsen oft niedriger als Unternehmensdarlehen
- Tilgungsfreie Anlaufjahre möglich
- Steuerliche Absetzbarkeit der Zinsen
- Liquidität bleibt erhalten
Nachteile:
- Zinslast (derzeit ca. 1-3% p.a.)
- Bonität erforderlich
- Eigenkapital (10-20%) meist erforderlich
Kosten-Beispiel (100 kWp, 110.000 €):
- Laufzeit: 15 Jahre
- Zinssatz: 2,0% p.a.
- Monatliche Rate: ~700 €
- Gesamtkosten: ~126.000 € (inkl. Zinsen)
Für wen:
- Eigenkapital schonen
- Gute Bonität
- Steuervorteile durch Zinsabzug
3. Leasing
Prinzip: Leasinggeber kauft Anlage, Sie zahlen monatliche Rate
Vorteile:
- Keine Anfangsinvestition
- Planbare monatliche Kosten (ab ca. 100 €/kWp/Jahr)
- Anlage nicht in Ihrer Bilanz (off-balance)
- Wartung oft inklusive
- Steuerlich absetzbar (Betriebsausgabe)
Nachteile:
- Anlage gehört Ihnen nicht (während Laufzeit)
- Geringere Gesamtrendite als Kauf
- Langfristige Bindung (12-20 Jahre)
- Oft keine Einspeisevergütung für Sie
Varianten:
- Finanzierungsleasing: Am Ende Übernahme möglich (günstiger Restwert)
- Operating-Leasing: Reine Nutzung, keine Übernahme
Für wen:
- Liquidität bewahren
- Bilanz entlasten
- Wartung auslagern
4. Power Purchase Agreement (PPA) / Contracting
Prinzip: Dritter baut und betreibt Anlage auf Ihrem Dach, Sie kaufen den Strom
Vorteile:
- Null Investition – kein Eigenkapital nötig
- Kein Betriebsrisiko
- Wartung und Versicherung übernimmt Contractor
- Planbare Stromkosten (meist 15-25 ct/kWh)
- Günstiger als Netzstrom
Nachteile:
- Geringste Rendite für Sie
- Langfristiger Vertrag (15-25 Jahre)
- Dach ist belegt (keine eigene Anlage möglich)
- Keine Einspeisevergütung
- Kein Eigentum
Varianten:
- PPA mit Kaufoption: Nach 10-15 Jahren Übernahme möglich
- Dachpacht: Sie vermieten Dach, erhalten Pacht (ca. 2-5 €/m²/Jahr)
Für wen:
- Kein Eigenkapital verfügbar
- Kein Risiko gewünscht
- Fokus auf Kerngeschäft, nicht auf Energiemanagement
Vergleich der Finanzierungsmodelle:
| Kriterium | Direktkauf | Kredit | Leasing | PPA |
|---|---|---|---|---|
| Investition | 100% | 10-20% | 0% | 0% |
| Eigenkapitalbindung | Hoch | Mittel | Keine | Keine |
| Gesamtrendite | Höchste | Hoch | Mittel | Niedrig |
| Risiko | Sie | Sie | Geteilt | Contractor |
| Wartung | Sie | Sie | Oft inkl. | Contractor |
| Eigentum | Sofort | Sofort | Optional | Optional |
| Laufzeit | - | 10-20 J | 12-20 J | 15-25 J |
Empfehlung:
- Beste Rendite: Direktkauf oder Kreditfinanzierung
- Liquidität schonen: Leasing
- Null Risiko: PPA/Contracting
Welche steuerlichen Vorteile gibt es bei gewerblichen PV-Anlagen?
1. Mehrwertsteuer (Umsatzsteuer)
Steuerbefreiung für kleinere Anlagen (seit 2023):
- Für Anlagen bis 30 kWp (brutto): 0% MwSt. beim Kauf
- Gilt auch für: Batteriespeicher, Installation, Zubehör
- Ersparnis: 19% der Investitionskosten
- Beispiel: 100.000 € netto → Sie zahlen 100.000 € statt 119.000 €
Für gewerbliche Anlagen >30 kWp:
- 19% MwSt. beim Kauf
- Vorsteuerabzug möglich: Sie bekommen die 19% vom Finanzamt zurück
- Sie müssen dann MwSt. auf eingespeisten Strom abführen
Vereinfachung:
- Viele Gewerbebetriebe nutzen Vorsteuerabzug (umsatzsteuerlich besser)
- Kleinunternehmerregelung meist nicht sinnvoll bei Gewerbe
2. Ertragssteuer (Einkommensteuer / Körperschaftsteuer)
Steuerbefreiung seit 2022:
- Für Anlagen bis 30 kWp (pro Gebäude): Einnahmen steuerfrei
- Mehrere Gebäude: Bis zu 100 kWp gesamt steuerfrei
- Gilt für: Einspeisevergütung UND eingesparten Eigenverbrauch
- Wichtig: Auch keine Gewinnermittlung nötig (kein Papierkram)
Für größere Gewerbeanlagen (>30 kWp):
- Einnahmen sind steuerpflichtig
- Aber: Hohe Abschreibungsmöglichkeiten (siehe unten)
3. Abschreibung (AfA)
Lineare Abschreibung:
- 20 Jahre Nutzungsdauer = 5% pro Jahr
- Beispiel: 120.000 € Anlage → 6.000 €/Jahr abschreibbar
Degressive Abschreibung (attraktiver):
- Bis zu 30% im ersten Jahr (bei beweglichen Wirtschaftsgütern)
- Danach fallend (20%, 15%, 10%…)
- Höhere Steuerersparnis in den ersten Jahren
Sonderabschreibung nach § 7g EStG:
- Zusätzlich 20% im Jahr der Anschaffung
- Für kleine und mittlere Unternehmen (KMU)
- Voraussetzung: Betriebsvermögen < 235.000 €
Investitionsabzugsbetrag (IAB):
- Bis zu 50% der Investition bereits im Jahr VOR Anschaffung abziehen
- Gewinnminderung und Liquiditätsvorteil
- Muss in den Folgejahren wieder aufgelöst werden
Kombinations-Beispiel (120.000 € Anlage):
- Jahr 0 (Planung): 60.000 € IAB → Gewinn sinkt um 60.000 €
- Jahr 1 (Kauf): 6.000 € normale AfA + 24.000 € Sonder-AfA = 30.000 € absetzbar
- Steuerersparnis (bei 30% Steuersatz): ca. 27.000 € in 2 Jahren
4. Gewerbesteuer
Für Gewerbebetriebe:
- PV-Anlage wird Teil des Betriebsvermögens
- Einnahmen unterliegen der Gewerbesteuer (Hebesatz je nach Kommune)
- Aber: Hohe Abschreibung mindert Gewinn → geringe Gewerbesteuer
Freibetrag:
- 24.500 € Gewinn pro Jahr steuerfrei (für Einzelunternehmen)
- Bei kleinen Anlagen oft keine Gewerbesteuer
5. Steueroptimierung durch Betriebsausgaben
Absetzbar sind:
- Wartung und Reparatur (sofort absetzbar)
- Versicherung (Betriebsausgabe)
- Zählermiete, Monitoring-System
- Zinsen für Kredit
- Steuerberater-Kosten
Zusammenfassung:
| Anlagengröße | MwSt. | Einkommensteuer | Abschreibung |
|---|---|---|---|
| < 30 kWp | 0% | Steuerfrei | Entfällt |
| > 30 kWp | 19% (Vorsteuerabzug) | Steuerpflichtig | Ja (5-30%/Jahr) |
Steuerlicher Rat:
- Für Anlagen >100 kWp lohnt sich ein Steuerberater
- IAB + Sonderabschreibung können Steuerlast erheblich senken
- Gewerbliche Anlagen profitieren von Vorsteuerabzug
Rechtliche und administrative Fragen
Genehmigungen, Betreibermodelle und rechtliche Rahmenbedingungen für Ihre gewerbliche Solaranlage.
Betrieb, Wartung und Instandhaltung
Von Wartungsintervallen bis zur Entsorgung – so halten Sie Ihre Anlage langfristig effizient.
Wie oft muss ich meine PV-Anlage warten lassen?
Grundregel: PV-Anlagen sind sehr wartungsarm!
Jährliche Betriebskosten: <1% der Investitionssumme (ca. 300-800 €/Jahr für 100 kWp)
Empfohlene Wartungsintervalle:
1. Sichtprüfung (jährlich, selbst durchführbar):
- Module auf Beschädigungen, Verschmutzung prüfen
- Wechselrichter-Display auf Fehlermeldungen checken
- Verkabelung auf sichtbare Schäden kontrollieren
- Dauer: 30-60 Minuten
- Kosten: Keine
2. Professionelle Wartung (alle 2-4 Jahre):
- Elektrische Messungen (Isolationswiderstand, Erdung)
- Überprüfung der Verkabelung und Steckverbindungen
- Wechselrichter-Funktionstest
- Thermografie (optional, alle 5 Jahre)
- Dauer: 2-4 Stunden
- Kosten: 300-800 € (je nach Anlagengröße)
3. Modulreinigung (alle 1-3 Jahre, je nach Standort):
- Bei starker Verschmutzung (Industriegebiet, Landwirtschaft)
- Ertragssteigerung: 2-10% (bei verschmutzten Modulen)
- Kosten: 1-3 €/m² (für 100 kWp ca. 600-1.800 €)
- Selbstreinigung durch Regen: Oft ausreichend bei >20° Dachneigung
Monitoring-System (dringend empfohlen):
Was: Online-Überwachung der Anlagenleistung in Echtzeit
Vorteile:
- Erkennt Ausfälle sofort (z.B. defekter Wechselrichter)
- Verhindert Ertragsausfall
- Per App oder Web-Browser
Kosten:
- Hardware: 200-500 € (einmalig)
- Laufende Kosten: oft kostenlos oder 5-10 €/Monat
Wichtige Kennzahlen im Monitoring:
- Tagesertrag (kWh)
- Vergleich zum Soll-Ertrag
- Wechselrichter-Effizienz
- Fehlermeldungen
Typische Probleme und Lösungen:
| Problem | Häufigkeit | Lösung | Kosten |
|---|---|---|---|
| Verschmutzung | Häufig | Reinigung | 600-1.800 € |
| Wechselrichter-Ausfall | Alle 10-15 J | Austausch | 1.000-3.000 € |
| Kabelschaden (Marder) | Selten | Reparatur | 200-800 € |
| Moduldefekt | Sehr selten | Garantie-Austausch | Meist kostenlos |
Wartungsvertrag sinnvoll?
Pro:
- Regelmäßige Checks ohne Aufwand
- Feste Kosten (planbar)
- Oft Monitoring inklusive
Kontra:
- Teurer als Wartung nach Bedarf
- Bei kleinen Anlagen (<50 kWp) meist nicht nötig
Kosten Wartungsvertrag:
- 200-500 €/Jahr für 50 kWp
- 500-1.200 €/Jahr für 100-200 kWp
Empfehlung:
- Anlagen >100 kWp: Wartungsvertrag sinnvoll
- Anlagen <100 kWp: Wartung nach Bedarf (alle 2-4 Jahre)
Wie lange hält eine PV-Anlage und was passiert danach?
Erwartete Lebensdauer:
1. Solarmodule:
- Produktgarantie: 10-25 Jahre (Herstellergarantie)
- Leistungsgarantie: 25-30 Jahre (meist 80-90% Leistung nach 25 Jahren)
- Tatsächliche Lebensdauer: 30-40 Jahre (bei guter Wartung)
Degradation (Leistungsabfall):
- Moderne Module: 0,3-0,5% pro Jahr
- Nach 25 Jahren: noch 85-90% der Anfangsleistung
- Nach 40 Jahren: noch 75-85% der Anfangsleistung
2. Wechselrichter:
- Lebensdauer: 10-15 Jahre
- Ersatz: Einmaliger Austausch nach 10-15 Jahren (ca. 10-15% der Modulkosten)
- Garantie: 5-10 Jahre (oft verlängerbar)
3. Unterkonstruktion:
- Aluminium: 30-40 Jahre (korrosionsfest)
- Edelstahl: 40+ Jahre
4. Verkabelung:
- Lebensdauer: 30-40 Jahre
- UV-beständige Kabel: Deutlich länger haltbar
Entsorgung und Recycling:
Gesetzliche Grundlage:
- ElektroG: PV-Module sind Elektroschrott (seit 2015)
- Rücknahmepflicht: Hersteller/Importeure müssen Module zurücknehmen
- Kostenfrei: Entsorgung für Endverbraucher meist kostenlos
Recyclingquote:
- Gesetzlich vorgeschrieben: 80% (ab 2022: 85%)
- Tatsächlich erreichbar: >95% (moderne Recyclingverfahren)
Was wird recycelt:
- Glas: 70-75% des Modulgewichts → Recycling zu neuem Glas
- Aluminium: Rahmen → 100% recycelbar
- Silizium: Solarzellen → Wiederverwendung in neuen Modulen
- Kupfer: Verkabelung → 100% recycelbar
- Silber: Kontakte → Rückgewinnung (wertvoll!)
- Kunststoffe: Folien → thermische Verwertung
Recycling-Stellen in Deutschland:
- PV CYCLE Deutschland: www.pvcycle.de (größtes Rücknahmesystem)
- RENE: www.rene-solar.de
- RETRON: www.retron.eu
Ablauf:
- Module beim Rücknahme-System anmelden
- Kostenlose Abholung (ab ca. 20 Modulen)
- Zertifizierte Entsorgung in Recycling-Anlage
Repowering (nach 25-30 Jahren):
Was ist Repowering?
- Austausch alter Module durch neue, effizientere Module
- Nutzung der bestehenden Unterkonstruktion und Verkabelung
Vorteile:
- Höherer Ertrag: Moderne Module 20-30% effizienter
- Günstiger als Neuanlage: Unterkonstruktion bleibt
- Neue 20 Jahre Einspeisevergütung (zu dann geltenden Sätzen)
Kosten:
- Ca. 50-70% einer Neuanlage
- Für 100 kWp: ca. 50.000-70.000 €
Lohnt sich bei:
- Noch intakter Unterkonstruktion
- Guter Dachzustand
- Weiterhin hohem Eigenverbrauch
Zusammenfassung Lebenszyklus:
| Phase | Dauer | Kosten | Ertrag |
|---|---|---|---|
| 0-10 Jahre | Garantie, kein Austausch | Minimal | 100-97% |
| 10-15 Jahre | Wechselrichter-Austausch | 10-15% Invest | 97-94% |
| 15-25 Jahre | Garantieende | Minimal | 94-85% |
| 25-30 Jahre | Ende EEG-Vergütung | - | 85-80% |
| 30-40 Jahre | Repowering-Option | 50-70% Invest | - |
Fazit: Eine PV-Anlage produziert 30-40 Jahre Strom, meist mit nur einem Wechselrichter-Austausch.
Wie überwache ich den Ertrag und erkenne Probleme frühzeitig?
Warum Monitoring wichtig ist:
- Ausfälle kosten täglich Geld (z.B. defekter Wechselrichter = 0 € Ertrag)
- Verschmutzung erkennen (2-10% Mindererträge)
- Gewährleistungsansprüche nachweisen (Ertragsgarantie)
Monitoring-Systeme im Überblick:
1. Wechselrichter-Display (Basis, immer vorhanden):
- Zeigt: Aktuelle Leistung (kW), Tagesertrag (kWh), Gesamtertrag
- Vorteil: Kostenlos, direkt am Gerät
- Nachteil: Nicht remote, keine Historie, keine Alarme
2. Hersteller-Portal (Standard, meist kostenlos):
- Online-Zugang per App oder Browser
- Zeigt: Echtzeitdaten, Ertragshistorie, Vergleich Soll/Ist
- Anbieter: SolarEdge, SMA Sunny Portal, Fronius Solar.web, Huawei FusionSolar
- Vorteil: Kostenlos, einfache Bedienung, Push-Benachrichtigung bei Fehlern
- Nachteil: Nur für die eigene Anlage, keine Vergleichswerte
3. Unabhängige Monitoring-Systeme (Profi):
- Herstellerunabhängig, mehrere Anlagen zentral überwachen
- Erweiterte Auswertungen (Performance Ratio, Temperaturkorrektur)
- Anbieter: Solar-Log, meteocontrol, VCOM
- Kosten: 200-1.000 € Hardware + ggf. 5-15 €/Monat Service
- Vorteil: Profi-Features, Alarmierung, Anlagen-Vergleich, Reporting
- Nachteil: Kosten
Wichtige Monitoring-Kennzahlen:
1. Performance Ratio (PR)
- Was: Verhältnis zwischen Ist- und Soll-Ertrag
- Berechnung: PR = (Ist-Ertrag / Soll-Ertrag) × 100%
- Zielwert: 75-85% (je nach Standort und Ausrichtung)
- Beispiel: Soll 100.000 kWh, Ist 80.000 kWh → PR = 80% (gut)
Abweichungen bedeuten:
- PR <70%: Problem (Verschmutzung, Defekt, Verschattung)
- PR 75-85%: Normal
- PR >85%: Sehr gut (optimale Bedingungen)
2. Spezifischer Ertrag (kWh/kWp)
- Was: Jahresertrag pro installiertem kWp
- Zielwert Deutschland: 900-1.100 kWh/kWp (je nach Region)
- Beispiel: 100 kWp Anlage mit 95.000 kWh → 950 kWh/kWp (gut)
3. Eigenverbrauchsquote
- Was: Anteil des selbst genutzten Stroms
- Berechnung: (Eigenverbrauch / Gesamterzeugung) × 100%
- Zielwert Gewerbe: 50-70%
4. Autarkiegrad
- Was: Anteil des Strombedarfs, der durch PV gedeckt wird
- Berechnung: (Eigenverbrauch / Gesamt-Strombedarf) × 100%
- Zielwert Gewerbe: 30-60% (ohne Speicher)
Alarme und Fehlerdiagnose:
Typische Warnmeldungen:
| Alarm | Bedeutung | Reaktion |
|---|---|---|
| Wechselrichter offline | Ausfall | Installateur rufen (sofort) |
| PR <70% | Mindererträge | Ursache suchen (Verschmutzung?) |
| String-Ausfall | Modul-Problem | Einzelnes Modul defekt |
| Überhitzung | Zu warm | Belüftung prüfen |
| Netzausfall | Stromnetz ausgefallen | Automatische Wiedereinschaltung |
Reporting und Dokumentation:
Für Geschäftsführung/Controlling:
- Monatlicher Ertragsbericht (automatisch per E-Mail)
- Jahresauswertung (für CO₂-Bilanz, Nachhaltigkeitsbericht)
- Wirtschaftlichkeitsnachweis (Ist vs. Prognose)
Für Steuerberater:
- Jahresertrag (für Steuererklärung)
- Eigenverbrauch/Einspeisung getrennt (bei >30 kWp)
Für Garantiefälle:
- Nachweis Mindererträge (Ertragsgarantie-Anspruch)
- Dokumentation Ausfallzeiten
Empfehlung:
| Anlagengröße | Monitoring-System | Kosten |
|---|---|---|
| < 30 kWp | Hersteller-Portal (kostenlos) | 0 € |
| 30-100 kWp | Hersteller-Portal + Solar-Log | 300-600 € |
| > 100 kWp | Profi-System (meteocontrol) | 1.000-2.000 € |
Mindestausstattung:
- Echtzeitdaten per App
- Push-Benachrichtigung bei Ausfall
- Ertragshistorie (min. 1 Jahr)
Was sind typische Probleme und wie behebe ich sie?
Die 10 häufigsten Probleme bei PV-Anlagen:
1. Wechselrichter zeigt Fehler / ist offline
Häufigkeit: ★★★★☆ (häufig)
Ursachen:
- Netzschwankung (Schutzabschaltung)
- Überhitzung
- Softwarefehler
- Defekt
Lösung:
- Wechselrichter neu starten (Hauptschalter aus/an, 30 Sek warten)
- Fehlermeldung notieren (Code aus Display)
- Wenn Fehler bleibt: Installateur rufen
Kosten bei Defekt: 1.000-3.000 € (Austausch), oft Garantie
2. Geringere Erträge als erwartet
Häufigkeit: ★★★★☆ (häufig)
Ursachen:
- Verschmutzung (2-10% Mindererträge)
- Verschattung (neu entstandene Bäume, Gebäude)
- Moduldefekt
- Verschlechterung durch Alter (Degradation)
Lösung:
- Performance Ratio prüfen (siehe Monitoring)
- Module reinigen (lassen)
- Thermografie (zeigt defekte Module)
- Wenn PR <70%: Profi beauftragen
Kosten: Reinigung 600-1.800 €, Thermografie 300-600 €
3. Verschmutzung der Module
Häufigkeit: ★★★★★ (sehr häufig)
Ursachen:
- Staub, Pollen, Vogelkot
- Industriegebiet, Landwirtschaft
- Flache Dachneigung (<20°) → kein Selbstreinigungseffekt
Erkennung:
- Sichtbar schmutzige Module
- PR <75%
- Vergleich zu Vorjahr (gleicher Monat)
Lösung:
- Professionelle Reinigung (1-3 €/m²)
- Selbstreinigung nur bei flacher Neigung und Sicherung!
- Nicht mit Hochdruckreiniger (Beschädigung!)
Ertragssteigerung: 5-15% (bei stark verschmutzten Anlagen)
4. String-Ausfall (einzelne Modulreihe tot)
Häufigkeit: ★★★☆☆ (gelegentlich)
Ursachen:
- Defektes Modul in der Reihe
- Lockerer Stecker
- Kabelbruch (z.B. durch Marder)
Erkennung:
- Monitoring zeigt String-Ausfall
- Wechselrichter-Display: “String 1 Error”
Lösung:
- Steckverbindungen prüfen (wenn zugänglich)
- Elektriker/Installateur beauftragen
- Defektes Modul: Garantie prüfen!
Kosten: 200-800 € (Reparatur), oft Garantie bei Moduldefekt
5. Überhitzung im Sommer
Häufigkeit: ★★★☆☆ (gelegentlich, bei älteren Anlagen)
Ursachen:
- Unzureichende Belüftung (Wechselrichter)
- Hohe Umgebungstemperatur
- Wechselrichter direkt in Sonne montiert
Folge:
- Wechselrichter schaltet ab (Schutzfunktion)
- Ertragsausfall an heißen Tagen
Lösung:
- Wechselrichter beschatten oder umsetzen
- Zusätzliche Belüftung (Lüfter)
- Bei Neukauf: Wechselrichter mit hoher Temperaturtoleranz
Kosten: 100-500 € (Umsetzung/Lüfter)
6. Tierschäden (Marder, Vögel)
Häufigkeit: ★★☆☆☆ (selten, aber teuer)
Schäden:
- Marder beißt Kabel durch
- Vögel nisten unter Modulen (Verschmutzung, Brandgefahr)
Lösung:
- Marderschutz: Kabel in Schutzrohre
- Vogelabwehr: Gitter unter Module montieren
Kosten: Reparatur 200-1.000 €, Prävention 500-1.500 €
7. Schnee im Winter
Häufigkeit: ★★★☆☆ (regional abhängig)
Problem:
- Schnee bedeckt Module → kein Ertrag
- Bei Flachdach: Schneeräumung nötig
Lösung:
- Schrägdach >30°: Schnee rutscht von selbst (meist nach 1-2 Tagen)
- Flachdach: Schneeräumung (Vorsicht: nicht mit Schaufel kratzen!)
- Nicht auf Dach gehen (Absturzgefahr!)
Wichtig: Wintererträge in Deutschland ohnehin niedrig (10-15% des Jahresertrags)
8. Netzausfall (Blackout)
Häufigkeit: ★☆☆☆☆ (sehr selten)
Folge:
- PV-Anlage schaltet ab (NA-Schutz, gesetzlich vorgeschrieben)
- Kein Strom trotz Sonne!
Warum: Sicherheit (Netztechniker dürfen nicht gefährdet werden)
Lösung (für Notstrom):
- Batteriespeicher mit Notstrom-Funktion (Ersatzstromversorgung)
- Kosten: +5.000-15.000 € (je nach Speichergröße)
9. Blitzschlag / Überspannung
Häufigkeit: ★☆☆☆☆ (selten)
Schäden:
- Wechselrichter defekt
- Überspannungsschutz durchgebrannt
- Module beschädigt (sehr selten)
Schutz:
- Überspannungsschutz (in modernen WR meist verbaut)
- Blitzschutzanlage am Gebäude (falls vorhanden: PV integrieren)
Kosten Schaden: 1.000-5.000 € (meist Versicherung übernimmt)
10. Hot Spots (überhitzte Zellen)
Häufigkeit: ★★☆☆☆ (gelegentlich, erkennbar durch Thermografie)
Ursache:
- Teilweise verschattete oder verschmutzte Zellen
- Produktionsfehler
- Mikrorisse im Modul
Folge:
- Lokal starke Erwärmung (bis 80°C)
- Brandgefahr (sehr selten)
- Leistungsverlust
Erkennung:
- Thermografie-Kamera (Profi-Gerät)
- Sichtbare Verfärbung (braune Flecken)
Lösung:
- Modul austauschen (Garantiefall bei Produktionsfehler)
Kosten: Meist Garantie (0 €), sonst 200-500 € pro Modul
Notfall-Checkliste:
- Bei Ausfall: Wechselrichter neu starten
- Bei Fehlermeldung: Code notieren, Handbuch konsultieren
- Bei Rauchentwicklung/Brandgeruch: Hauptschalter AUS, Feuerwehr (112)
- Bei Ertragseinbruch: Monitoring prüfen (PR, Vergleich Vorjahr)
- Bei Unsicherheit: Installateur kontaktieren (nicht selbst reparieren!)
Zukunftsthemen und neue Technologien
Von Speichertechnologien bis zur E-Mobilität – so machen Sie Ihre Anlage zukunftssicher.
